Ludonaute: Abschied in eigener Regie

Ludonaute: Abschied in eigener Regie

Ludonaute zieht einen Schlussstrich. Der Verlag hinter „Colt Express“, „Lewis & Clark“ und „Living Forest“ wird Ende 2025 keine neuen Titel mehr veröffentlichen. Dahinter steht keine kurzfristige Krise, sondern eine bewusste Entscheidung mit Blick auf die Entwicklung des Marktes.

Vom Herzensprojekt zur Branchenrealität

2009 von Anne-Cécile und Cédric Lefebvre gegründet, wuchs Ludonaute aus Neugier und Leidenschaft heraus zu einem festen Namen in der Szene. Mit preisgekrönten Spielen prägte der Verlag über Jahre das Programm vieler Runden. Heute sehen die Gründer ihre Energie nicht mehr im Gleichklang mit den Marktmechanismen. In ihrem Statement klingt an, dass aus einem Kreis von Enthusiasten ein professioneller Wirtschaftszweig geworden ist, in dem Marketingdruck und hohe Schlagzahl den Ton angeben. Dazu kommt die spürbare Überproduktion, die mehr Neuheiten in den Markt drückt, als Spielgruppen auf Dauer aufnehmen können.

Rechteverkauf und letzte Spiele

Bereits im Sommer gingen die Rechte an „Colt Express“, „Living Forest“ und „Lewis & Clark“ an Tycoon Games, bekannt unter anderem für „Everdell“. Der Schritt soll sicherstellen, dass Autorinnen, Autoren und Illustratorinnen weiterhin von ihren Werken profitieren. Zugleich ermöglicht der Verkauf einen Ausstieg ohne finanziellen Druck und schafft Raum für neue, persönlichere Projekte der beiden Gründer.

Bevor der Vorhang fällt, erscheinen noch zwei Herzensprojekte: „Arigatō“ als kartengesteuertes Kombinationsspiel im Japan-Setting, schnell und interaktiv. „Limit“ nimmt politische Entscheidungsprozesse in den Blick und macht den Zusammenhang von Handlungen und Konsequenzen am Tisch erfahrbar. Beide Titel will das Team bis zum Schluss aktiv begleiten.

Abschied, Team und Signalwirkung

Emotional wird es beim Blick ins Team: Bruno Chevalier (Geschäftsführung) und Manon du Plessis (Kommunikation) prägten Ludonaute in den letzten Jahren und gehen nun eigene Wege. Begleitet wird der Abschied von einem Dank an Community, Kreative, Partner und alle Spielenden. Cédric Lefebvre verabschiedet sich zudem in einem französischsprachigen Video bei den Fans.

Statt an einen Großkonzern zu verkaufen, endet Ludonaute in Eigenregie. Das versteht das Team als bewusstes Zeichen der Entschleunigung in einer immer schnelleren Branche. Die aktive Verlagsarbeit läuft aus, die Spuren bleiben. Manchmal heißt Stärke, rechtzeitig aufzuhören.

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