Mittwoch, März 12, 2025
StartReviewPoint of View: Lost Places – Kooperatives Rätselabenteuer mit Perspektivwechsel

Point of View: Lost Places – Kooperatives Rätselabenteuer mit Perspektivwechsel

Mit Point of View: Lost Places bringt HABA ein innovatives Rätselspiel auf den Tisch, das die Spieler:innen auf eine geheimnisvolle Pazifikinsel entführt. Anders als bei klassischen Escape- oder Deduktionsspielen erhält jede:r Teilnehmer:in nur einen Teil der Gesamtszene zu sehen. Der Clou: Erst durch präzise Kommunikation und das geschickte Kombinieren der einzelnen Perspektiven lassen sich die kniffligen Rätsel lösen.

Das Spiel richtet sich an 2 bis 8 Spieler**:innen** ab 10 Jahren und bietet mit einer durchschnittlichen Spieldauer von 60 Minuten pro Kapitel ein intensives, kooperatives Erlebnis. Doch funktioniert dieser Mechanismus wirklich? Und welche Herausforderungen ergeben sich aus der fragmentierten Wahrnehmung? In dieser ausführlichen Review gehen wir den Stärken und Schwächen des Spiels auf den Grund.

Spielmechanik und Ablauf

Point of View: Lost Places setzt auf eine besonders kommunikative Spielmechanik. Jede:r Spieler:in erhält einen Faltplan, der eine Szene aus einer anderen Perspektive zeigt. Während eine Person den Norden überblickt, sieht eine andere den Süden – doch niemand hat die vollständige Ansicht der Szenerie. Genau hier liegt der Reiz des Spiels: Nur wer aufmerksam zuhört und die eigenen Beobachtungen präzise beschreibt, kann das Team zum Erfolg führen.

Das Spiel ist in vier Kapitel unterteilt, die eine fortlaufende Geschichte erzählen. Jedes Kapitel besteht aus 40 Karten, die Schritt für Schritt abgearbeitet werden. Einige Karten enthalten QR-Codes, die mit der dazugehörigen App gescannt werden können. Diese erzählen die Geschichte entweder weiter oder stellen dem Team Rätsel und Aufgaben. Die Rätsel variieren in ihrer Art und Komplexität – von einfachen Suchaufgaben bis hin zu anspruchsvollen Logikrätseln, die eine intensive Diskussion erfordern.

Das Besondere an diesem Spiel ist, dass die Informationen nicht allen Spieler:innen gleichzeitig zur Verfügung stehen. Stattdessen müssen alle Beteiligten ihre Wahrnehmungen aktiv in die Diskussion einbringen. Nur so lassen sich die Rätsel lösen, denn niemand hat den vollständigen Überblick über die Szene. Dies führt dazu, dass alle Anwesenden stets gefordert sind und sich aktiv beteiligen müssen.

Besonders wichtig ist der Umgang mit Sonderkarten. Diese enthalten exklusive Informationen, die nur für eine bestimmte Person sichtbar sind. Wer eine Sonderkarte erhält, darf sie nicht einfach herumzeigen, sondern muss sie so genau wie möglich beschreiben, ohne entscheidende Details zu vergessen. Dadurch wird nicht nur die Sprachkompetenz gefördert, sondern auch das Zuhören und die Fähigkeit, abstrakte Informationen gedanklich zusammenzusetzen.

Die Spieler:innen arbeiten sich im Verlauf eines Kapitels Karte für Karte vor. Manche Karten enthalten lediglich Story-Elemente, die die Geschichte vorantreiben, andere stellen konkrete Aufgaben oder Fragen, die nur durch gemeinsames Überlegen und präzise Beschreibung gelöst werden können. Die Komplexität der Rätsel steigt dabei stetig an und sorgt für ein dynamisches und forderndes Spielerlebnis.

Am Ende eines Kapitels wird ausgewertet, wie viele Rätsel das Team richtig beantwortet hat. Ein ausgeklügeltes Punktesystem gibt Rückmeldung über die Teamleistung und zeigt, wo noch Verbesserungspotenzial liegt. Dabei kann man sich als Gruppe stets weiterentwickeln, indem man aufmerksamer kommuniziert oder sich präzisere Beschreibungen angewöhnt. Wer möchte, kann auch ohne Wertung spielen, um sich ganz auf das Erlebnis und die Geschichte zu konzentrieren.

Ein besonderes Highlight ist der Wechsel der Perspektiven nach jedem Kapitel. Sobald ein Abschnitt abgeschlossen ist, geben die Spieler:innen ihre Faltpläne weiter und sehen die Szene aus einem neuen Blickwinkel. Dies sorgt für Aha-Momente, denn plötzlich wird sichtbar, worüber sich zuvor lange diskutiert wurde. Ein Gebäude, das vorher nur angedeutet wurde, kann nun vollständig betrachtet werden, oder eine vermeintliche Sackgasse entpuppt sich als offener Pfad.

Dieses Wechselspiel aus Wahrnehmung, Kommunikation und logischem Denken macht Point of View: Lost Places zu einem herausfordernden, aber äußerst lohnenden Erlebnis für Gruppen, die sich gerne gemeinsam Rätseln stellen.

Spielerfahrung

Die Spielerfahrung von Point of View: Lost Places hängt stark von der Dynamik der Gruppe ab. Da das Spiel auf Kommunikation basiert, ist es entscheidend, dass sich alle aktiv beteiligen. Besonders in einer eingespielten Gruppe mit motivierten Teilnehmer:innen entfaltet das Spiel sein volles Potenzial und sorgt für intensive Diskussionen, kreative Lösungsansätze und gemeinsame Erfolgserlebnisse.

Ein herausragendes Merkmal des Spiels ist das Gefühl der Entdeckung. Während eines Kapitels entstehen oft lebhafte Gespräche, wenn sich die Spieler:innen gegenseitig ihre Perspektiven schildern und versuchen, ein vollständiges Bild der Szene zu formen. Das gemeinsame Kombinieren und Rätseln fördert nicht nur die Zusammenarbeit, sondern sorgt auch für spannende „Aha-Momente“, wenn sich zuvor unklare Details plötzlich auflösen.

Allerdings kann das Spiel auch herausfordernd sein. Besonders die unterschiedlichen Perspektiven und die damit verbundene Tiefenwahrnehmung können zu Missverständnissen führen. Ein Objekt, das für eine Person groß und nah erscheint, kann für eine andere klein und weit entfernt sein. Dadurch kann es manchmal schwierig sein, sicherzustellen, dass wirklich alle von demselben Element sprechen. Diese Verwirrung kann das Spiel anspruchsvoller machen, aber auch zu Frustmomenten führen, wenn wichtige Hinweise missverstanden oder übersehen werden.

Die Spieldauer von etwa 60 Minuten pro Kapitel ist gut gewählt, kann aber variieren, je nachdem, wie intensiv die Gruppe diskutiert und rätselt. Manche Gruppen neigen dazu, sehr detailliert zu analysieren, was die Spieldauer verlängern kann, während andere möglicherweise schneller eine Lösung finden, aber dadurch womöglich Details übersehen. Um das optimale Spielerlebnis zu genießen, ist eine Balance zwischen Detailverliebtheit und Effizienz empfehlenswert.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Nutzung der App, die einige der Texte vorliest und für zusätzliche Atmosphäre sorgt. Die Sprachausgabe ist jedoch nicht immer perfekt, und gelegentliches Nachjustieren beim Scannen der QR-Codes kann erforderlich sein. Dennoch bietet die App eine nützliche Unterstützung und trägt zur Immersion des Spiels bei.

Insgesamt bietet Point of View: Lost Places eine außergewöhnliche Spielerfahrung, die stark von der Gruppendynamik und der Kommunikation lebt. Wer sich auf das Konzept einlässt und Spaß daran hat, seine Vorstellungskraft und sein analytisches Denken zu nutzen, wird hier mit einem einzigartigen kooperativen Abenteuer belohnt.


Stärken und Schwächen

Positiv:
✅ Innovatives Spielkonzept mit einzigartigem Perspektivenwechsel
✅ Fördert Kommunikation, Teamwork und abstraktes Denken
✅ Spannende, fortlaufende Geschichte mit immersiver Atmosphäre
✅ Hochwertige, detailreiche Spielmaterialien
✅ Gute Skalierbarkeit für verschiedene Spielerzahlen

Negativ:
❌ Verwirrung durch unterschiedliche Tiefen- und Perspektivwahrnehmung möglich
❌ Erfordert eine aktive und engagierte Gruppe für optimale Spielerfahrung
❌ Einige Rätsel sind sehr anspruchsvoll und könnten jüngere Spieler:innen überfordern

Fazit

Point of View: Lost Places ist eine gelungene Neuinterpretation des kooperativen Rätselspiels. Es kombiniert cleveren Perspektivenwechsel mit einer spannenden Geschichte und bietet ein außergewöhnliches Spielerlebnis. Allerdings ist das Spiel stark abhängig von der Zusammensetzung der Gruppe. Wer sich nicht aktiv beteiligt oder Schwierigkeiten mit räumlichem Denken hat, könnte schnell frustriert sein.

Für Gruppen, die kommunikative Herausforderungen mögen und sich gerne intensiv mit einem Spiel auseinandersetzen, ist Point of View: Lost Places jedoch eine klare Empfehlung. Die detailreiche Gestaltung, die innovative Spielmechanik und die immersiven Momente machen es zu einem echten Highlight im kooperativen Spielebereich. Wer sich auf das Konzept einlässt, wird mit einem einzigartigen Spielerlebnis belohnt, das noch lange in Erinnerung bleibt.

Zufall

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